Wer vom westlichen Schach zum Xiangqi wechselt, muss, wenn sie oder er die Südarmee führt, zu Beginn der Partie gleich einer nahe liegenden Versuchung widerstehen: den Zentralsoldaten mit 1.P5+1? einen Schritt vorzuziehen – weil das so schön der Eroberung des Zentrums im Westlichen Schach mit e4-e5 ähnelt.
Warum im Xiangqi 1.P5+1? ein Fehler ist?
Weil sich der dann exponierte Infanterist nach einer Kanonenattacke nicht mehr verteidigen lässt. Mit katastrophalen Folgen, die in das legendäre Matt "Der Kälberstich" münden können. David Wurman demonstriert in seinem Lehrbuch "Chinesisches Schach – Koreanisches Schach" (Verlag Harri Deutsch / vergriffen) auf Seite 100 diesen berüchtigten Kurzschluss: 1.P5+1? 2.C8=5 3.P7+1 4.C5+3 5.C2=3 6.C2+4 7.C3+4?? 8.C2=5.
Das notorische Doppelkanonenmatt – und nun verstehen wir, warum "Der Kälberstich" heisst, wie er heisst: Das sei, wie David Wurman mitteilt, eine "Anspielung auf das Wehklagen vieler junger unerfahrener China-Schach-Spieler" ... Aber manchmal haben auch Ältere reichlich Grund zum Greinen ...